7+1 Fragen und Antworten mit Dirk Wichmann

7+1 Fragen und Antworten mit Dirk Wichmann

 

Interview mit Spielerberater Dirk Wichmann,
Inhaber von RW SPORT CONCEPT. Stiefvater von Marcel Risse (1.FC Köln). Er berät u.a. Patrick Salata und „Freddy“ Baum (Alemannia Aachen).

 

1. Wie sind Sie Spielerberater geworden?

Ich hatte schon immer eine sehr, sehr enge Bindung zum Fußball und habe in meiner Jugendzeit schon immer viele Spiele beobachtet. Selbst habe ich in der Jugend beim SSV Berzdorf und dem SV Wesseling gespielt, als Senior war nach einem Achillessehnenabriss und Wadenbeinbruch früh Schluss. Mein Stiefsohn Marcel wechselte in jungen Jahren vom TUS Höhenhaus zu Bayer 04 Leverkusen. In 2007 hat er dann seinen ersten Profivertrag unterschrieben und am 07.05.2008 hatte er sein Debüt in der „BayArena“ gegen Hertha BSC Berlin.

Seinen Weg habe ich von Tag 1 immer begleitet.

Ich habe dann ab 2009 neben meiner Tätigkeit als Bauleiter beim 1.FC Nürnberg als Scout für Dieter Nüssing gearbeitet, bin dann 2010 zum Premier League Club FC Everton gewechselt, für den ich 6 Jahre in ganz Europa gearbeitet habe. In dieser Zeit ist es immer mehr Richtung Spielerberater gegangen. Mein Netzwerk wurde immer größer und die Anfragen, vor allem der Eltern, wurden auch mehr. Nach- dem David Moyes den FC Everton Richtung Manchester United verlassen hatte, war für mich dann auch Schluss als Scout. Ich habe mich 2016 dann entschlossen meine Agentur zu erweitern und zu vergrößern, bis heute habe ich 15 Spieler, die ich begleite. Drei meiner Jungs haben es auch schon geschafft und einen Profivertrag unterschrieben.

 

2. Was ist das größte Problem für Spielerberater? Ist die Abschaffung der FIFA-Lizenz problematisch, da jetzt jeder Mensch Spielerberater werden kann?

Das größte Problem für Spielerberater ist ganz klar die aktuelle Entwicklung auf dem Markt, viele meinen, sie kommen ganz schnell ans Ziel und verdienen Millionen. Leider ergibt sich dadurch die Situation aggressiver Abwerbeversuche und unglaublicher Kontaktaufnahmen mit „goldenen“ Versprechungen. Ich persönlich finde es schwer, mich mit der, sowieso abgeschafften, FIFA-Lizenz anzufreunden. Bis auf die Fragen vom DFB waren mir viele andere sehr suspekt. Wichtiger finde ich persönlich sind Fragen zum Thema: Versicherung, Sozialversicherung, Verletzung & Krankheit, Schule & Ausbildung, Vertragswesen, noch intensiver den Vereinswechsel, speziell für minderjährige Spieler und einen Ausbildungs-Plan B für die Jungs etc.

„Spielerberater“, da schließe ich mich Herrn Stefan Backs gerne an, konnte vorher ja auch „jeder“ werden. Aber nach dem neuen „Reglement für Spieler-Vermittlung“ kann es schon mal keiner mehr werden, der einen Eintrag beim „Bundesamt für Justiz“ hat, sei es im Führungszeugnis oder sogar im erweiterten Führungszeugnis. Im Moment, glaube ich, ist das Thema noch nicht beendet, ich hoffe für alle, dass der DFB und die FIFA eine gute Lösung finden.

 

3. Welche großen Fehler machen die meisten Spieler heutzutage?

Ich muss ehrlich sagen, ich glaube nicht, dass es immer die Spieler sind, die Fehler machen, die Jungs sind sehr vielen Einflüssen ausgesetzt und oft zu jung. Folgendes sollte besonders stimmen: allgemeines Umfeld, Beruf / Schule, Freunde / Freizeit, Trainer / Mitspieler, Gesundheit / Fitness, Spielvorbereitung und Publikum. Wenn das alles zusammen passt, kommt eigentlich erst der größte Fehler. Die Jungs meinen oft ,es geht von alleine, aber entscheidend für den Erfolg ist der absolute und unbändige Wille, jeden Tag gegen jede Widrigkeit bei den oben genannten Punkte anzulaufen. Talent haben sehr, sehr viele, aber wenige den letzten Biss! Wenn ich zurückdenke an die NLZ – Zeit von meinem Stiefsohn, war ich voller Stolz und Respekt, wie ein junger Bursche mit einer so riesigen Willenskraft und so diszipliniert durch den Tag, die Wochen und Jahre gegangen ist. Auch ich habe Spieler verloren oder die Zusammenarbeit beendet, aber oft war nicht der Spieler der ausschlaggebende Punkt, sondern die Eltern bzw. der Vater.

 

4. Wie hat sich der Aufgabenbereich für Spielerberater in den letzten 3 bis 5 Jahren verändert? Stichwort: Social Media, Privatsponsoring

Jetzt kommen die Medien und das Internet dazu. Vieles, wo junge Spieler, aber auch ältere Spieler immer wieder dazu lernen müssen. Auch hier ist es wichtig, wenn es soweit ist, die Jungs medial und in der Außendarstellung zu schulen, zu unterstützen und zu begleiten. Ich selbst pflege einen Instagram-Account und meine Homepage. Ich finde, es kostet viel Zeit und es lenkt zu gewissen Zeiten zu sehr ab. Dennoch akzeptiere ich alle Medien und versuche meinen Jungs eine vernünftige Balance mitzugeben, z.B. bin ich ein Freund davon, einen Account als „Spieler“ anzulegen und einen privaten. Aber das überlasse ich den Jungs. Wir sprechen oft darüber, aber entscheiden, wie sie es möchten, müssen sich die Jungs selber. Ich kann nur beratend zu Seite stehen, beobachte aber alle Bewegungen meiner Spieler. Manchmal ist weniger mehr, aber wenn ein Spieler eine große Strahlkraft hat und er damit gut umgehen kann, ist es schön für den Fan. Es gibt ja heutzutage Menschen, die davon sogar leben können.

Zum Thema Sponsoring, wenn eine Firma Spaß am Gesicht eines Spielers hat und der Spieler auch medial offen ist, würde ich es immer unterstützen, einen Sponsoring-Vertrag zu unterschreiben. Aber, auch den muss man sich erst mal hart erarbeiten.

 

5. Welchen Tipp geben Sie jedem, der heutzutage Spielerberater werden möchte?

Mein Tipp:  Schaut Euch so viele Spiele an, wie IHR könnt. Außerdem gibt es dazu viele weitere Möglichkeiten, wie z.B. ein Studium (Sportmanagement, Scouting etc.) nach der Schule zu starten. Mein Partner, die IST Hochschule in Düsseldorf, ist da sehr weit fortgeschritten und bietet in vielen Varianten Studien und Lehrgänge an. Aber am Ende der Tage gilt auch hier: der absolute Wille zählt – ob dann bei einer großen Agentur, bei einer kleinen Agentur oder bei Deiner eigenen Agentur. Wenn Du es schaffen willst, kannst Du es schaffen!

 

6. Welches war der skurrilste Fall in Ihrem Leben als Berater?

Mein skurrilster Fall war sicher der, dass ein Spieler unbedingt U19 Bundesliga spielen wollte. Dies war auch der Wunsch des Vaters. Kein Problem, der Junge hätte es drauf gehabt. Ich habe aber auch erklärt, dass nach dem vergangenen Jahr (viele Verletzungen) ein kleinerer Club, eine Liga tiefer, auch gut passt um wieder 100% reinzukommen. Als ich dann über einen Kontakt ein Probetraining für meinen Spieler erhalten wollte, bekam ich die Telefonnummer vom gewünschten Trainer und habe ihn dann angerufen, ich habe ihm die Lage meines Spielers erklärt und was dafür spricht, sich diesen mal anzuschauen. Ein gutes, offenes Gespräch, wie ich fand. Aber dann kommt das Skurrile, der Trainer sagt mir am anderen Tag höflich aber bestimmt ab, da der Kader voll wäre und es sowieso keinen Sinn machen würde, mal drauf zu schauen. Der Vater des Spielers erkundigte sich 3 – 4 Tage später nach dem Stand der Dinge und erwähnte, er habe selbst einen super Kontakt über seinen Arbeitgeber und könnte evtl. ein Probetraining organisieren. Nach Rückfrage von meiner Seite zur Vermeidung eines Doppel-Anrufs bei einem Club fragte ich den Vater, wo denn der Trial stattgefunden hat. Er gab mir zur Antwort, dass es genau bei dem Trainer war, der mir vorher abgesagt hatte und der Spieler nicht genommen wurde. Unglaublich, aber so läuft es leider manchmal, inkl. doppelter Autoritätsuntergrabung. Mein Ex-Spieler spielt nun bei einem kleineren Verein eine Liga tiefer und macht es sehr ordentlich. Mit dem Trainer habe ich nie mehr gesprochen und das wird auch nicht mehr passieren.

 

7. Warum wird die Branche der Spielerberater von den meisten Menschen als unseriös betrachtet?

Ich finde, die gesamte Außendarstellung der Branche ist sehr schlecht, aber das kommt auch dadurch, dass erst mal immer das viele Geld im Vordergrund steht. Klar sind es mittlerweile riesige Summen, aber diese Summen bestimmt nicht der Spieler oder sogar der Berater, diese Summen regulieren sich durch den aktiven Markt. Hier ist es doch wie in der freien Marktwirtschaft, Angebot und Nachfrage regeln den Preis. Der Spielerberater steht im absolut falschen Licht. Klar gibt es auch bei uns schwarze Schafe, aber ich glaube von mir sagen zu können, sowie auch viele Agenturen, die ich kenne,   wir machen einen sehr guten Job, versprechen den Jungs keine „Profi-Märchen“, aber unterstützen die Jungs natürlich alle in dem was sie machen. Wie viele andere, nehme auch ich viel Geld in die Hand um das Scouting, die Analyse und vieles andere für die einzelnen Spieler zu gewährleisten. Ich bin selbst immer da, wenn ich gebraucht werde. Auch sonst gehen viele Stunden drauf, sei es bei der Video-Analyse, Spielbeobachtung vor Ort, Vereins-Termine, Akquise etc. Nicht selten arbeite ich 10 Std. vorm PC oder bin 8 – 9 Std. am Tag unterwegs zu diversen Spielen & Terminen. Mein Stiefsohn ist nun seit über 10 Jahren Profi. Dazu begleite ich aktuell 15 Spieler in diversen Ligen. Diese langjährigen Erfahrungswerte möchte ich den Jungs und den Familien an die Hand geben. Ich wüsste nicht, warum es unseriös sein sollte, wichtige oder besser gesagt unbezahlbare Erfahrungswerte weiterzugeben.

 

 

Ihr Tipp für Spieler, die einen Berater suchen?

Erstmal können die Jungs ja immer selber oder auch mit der Familie entscheiden, welche Agentur es sein soll. Manchmal ist es der Kopf oder auch eine Bauchentscheidung. Ganz wichtig ist nur: Seid Euch sicher, wem ihr gegenübersitzt. Lasst euch nicht blenden von großen Namen auf den Listen der Agenturen. Bei ganz vielen stimmen die Angaben, aber viele andere werben auch mit Spielern, mit denen sie gar keinen Kontakt haben. Lasst Euch nicht blenden von großen Worten, sondern stellt Eure Fragen und erklärt, was euch wirklich wichtig ist, jetzt und in der Zukunft.

Dann sollte es klappen mit einer vernünftigen und seriösen Agentur!

Dirk Wichmann | RW SPORT CONCEPT

 

Hier geht es zum Spielerberater-Profil:

 

7+1 Fragen und Antworten mit Stefan Backs

7+1 Fragen und Antworten mit Stefan Backs

 

Interview mit Spielerberater Stefan Backs, Geschäftsführer der Siebert & Backs Fußballmanagement GmbH und Berater von u.a. Alexander Nübel vom FC Schalke 04

 

1. Wie sind Sie Spielerberater geworden?

Als Kind hatte ich einen Lebenstraum: Ich wollte dafür bezahlt werden, dass ich den ganzen Tag Fußball schaue. Mich hat diese Sportart von klein auf fasziniert. Natürlich habe ich auch selber Fußball gespielt, allerdings fernab jeglicher Profiambitionen. Mein Vater hingegen war ein recht guter Fußballer und als er mich einmal mit ins Stadion genommen hat, ist dieser Lebenstraum gereift: Ich möchte einen Beruf erlernen, bei dem ich dafür bezahlt werde, dass ich mir Fußballspiele anschaue. Mein Wunsch war es dann, dass ich Sportjournalist werde und so studierte ich Sport und Publizistik und wurde tatsächlich Sportjournalist. Zum Ende meiner journalistischen Tätigkeit, die mittlerweile sehr viel Routine beinhaltete, kam ich in Kontakt mit der Spielerberateragentur Rogon. Die Agentur hatte die Idee, ihre Spieler medial zu schulen und waren damit Vorreiter der Branche. Nachdem wir uns kennengelernt hatten, habe ich diesen Job übernommen und bin in diese Branche reingerutscht.

 

2. Was ist das größte Problem für Spielerberater? Ist die Abschaffung der FIFA-Lizenz problematisch, da jetzt jeder Mensch Spielerberater werden kann?

Für mich ist das bedeutungslos. Es konnte ja auch schon vorher jeder Mensch Spielerberater werden. Man musste 500 Euro hinterlegen und die FIFA-Lizenz-Prüfung ablegen. Die FIFA-Statuten auswendig zu lernen, sagt nichts über die Qualität des Beraters aus. Im Zweifel benötigt man trotzdem einen Rechtsanwalt, um Rechtsfragen zu klären, auch verbandstechnische Rechtsfragen, wenn diese kompliziert sind. Im Grunde ist ja jeder Beruf frei zugänglich. Der Beruf als Spielerberater ist so vielschichtig, dass diese Prüfung nur einen Mini-Bruchteil davon ausmacht. Im Zweifel kann ich das auch in den FIFA-Statuten nachlesen, wenn ich Fragen habe. Letztlich setzt sich doch immer derjenige durch, der am besten für diesen Job geeignet ist. Deswegen sehe ich das eher unproblematisch. Ich schwimme ein wenig gegen den Strom.

 

3. Welche großen Fehler machen die meisten Spieler heutzutage?

Der größte Fehler ist die Ungeduld, sowohl bei den Spielern, als auch im großen Maße bei den Eltern. Viele deutsche Spieler verlieren die Geduld, wenn Sie nicht sofort in der U17 Stammspieler sind oder weiter gefördert werden. Dann werfen sie die Flinte ins Korn oder drängen auf einen Vereinswechsel. Mit anderen Worten: Sie sind nicht mehr dazu bereit, Widerstände zu überwinden und Geduld aufzubringen. Man sieht das ganz gut an Marius Bülter, der erst kürzlich für Union Berlin zwei Tore gegen Borussia Dortmund geschossen hat. Wenn man sich dessen Karriereverlauf anschaut, dann ist er von der U19 in Münster nicht übernommen worden, weil man ihm das nicht zugetraut hat. Er ist beim Probetraining in Osnabrück abgelehnt worden, ist dann in die Regionalliga gewechselt, hat an sich gearbeitet und dann doch den Weg nach oben geschafft. Und wir haben in unserer Agentur einige Spieler betreut, die diesen Weg gegangen sind. Zum Beispiel Marco Höger, der in Leverkusen aussortiert wurde und über die 5. Liga dann zu Schalke kam. Oder Jens Hegeler, der in Köln keine Zukunft hatte, weil es für die Amateure nicht gereicht hat, der dann aber später 150 Bundesligaspiele und auch in der Championship, der zweiten englischen Liga, gespielt hat. Also es ist die Ungeduld und der fehlende Wille, Widerstände zu überwinden. Ganz konkret gesagt stellt sich die Frage: Wenn ich bei der U17 bei Schalke aussortiert werde, wie soll ich dann später als Profifußballer mit Widerständen umgehen, die noch viel größer werden? Es gibt eben nicht nur einen Weg, sondern viele und ich muss an mir arbeiten. Wenn ich allerdingst nicht bereit dazu bin und immer weglaufe, dann schaffe ich es nicht.

Stefan Backs mit Hansi Felder

Stefan Backs mit Hansi Felder

4. Wie hat sich der Aufgabenbereich für Spielerberater in den letzten 3 bis 5 Jahren verändert? Stichwort: Social Media, Privatsponsoring

Das ist eine vielschichtige Frage. Also grundsätzlich hat er sich dadurch verändert, dass das Medienaufkommen enorm gewachsen ist und der mediale Aspekt gerade für junge Spieler, wenn sie denn schon Profis sind, eine große Rolle spielt. Dies kann sie auch belasten, Stichwort „Druck“. Er hat sich aber auch dahingehend verändert, dass in den letzten Jahren die deutschen Vereine wieder vermehrt auf ausländische Talente setzen und der Weg für die deutschen Spieler, selbst in die zweite Liga, wieder schwieriger geworden ist. Und da sind wir wieder beim Punkt: Widerstände überwinden. Woran liegt das? Liegt das daran, dass Talente aus Frankreich oder England mehr Biss haben oder besser ausgebildet sind? Das heißt, es ist für deutsche Talente schwieriger geworden und es fehlt bei vielen die Mentalität, sich durchzubeißen. Social Media im Speziellen verstellt ferner den Blick auf die Realität. Die meisten Spieler fühlen sich, wenn sie viele Follower haben, schon als Top-Mann, aber das Grundlegende ist, was man auf dem Platz leistet. Dies vergessen manche einfach. Profifußballer werden für das beurteilt, was sie Woche für Woche auf dem Feld vor hunderttausenden Menschen leisten, unter anderem Experten. Social Media baut eine Kluft zwischen der Realität der Fans und der Realität der Profis auf. Dies ist ein sensibles Feld und man muss als Profi eben wissen, dass es eine Scheinwelt ist. Nicht mehr und nicht weniger. Sowohl die Profiwelt als auch die Social Media-Welt. Ich behaupte sogar: Social Media bringt den Profis überhaupt nichts, es sei denn, sie sind in extremen Krisensituationen, in der eine gezielte Außendarstellung sie wieder ins rechte Licht rückt. Ansonsten bringt es gar nichts. Es ist ein schöner Schein und gut fürs Ego, wenn überhaupt.

 

5. Welchen Tipp geben Sie jedem, der heutzutage Spielerberater werden möchte?

Das ist heutzutage schwerer als zu meiner Zeit, weil es mittlerweile so große und gut strukturierte Firmen gibt, dass es enorm schwer ist, sich selbst zu positionieren. Also mein Tipp wäre, sich bei einer großen Agentur anstellen zu lassen und zu lernen. Bei einer Agentur ist das Risiko aber immer, dass sich Personen dann selbständig machen und auch Spieler mitnehmen. Man muss früh Kontakte aufbauen, man muss früh ein Verständnis für die Mechanismen des Fußballs bekommen und man muss auch sehr früh ein Gespür dafür entwickeln, was Spieler wirklich brauchen. Wenn jedoch die Antriebsfeder nur das Geld ist, dann wird es nicht funktionieren. Und noch was zum Thema Familienmitglieder: Erst einmal sind Familienmitglieder zu emotional, sie sehen ihre Kinder nicht realistisch und ihnen fehlen natürlich die Kontakte zu den Vereinen und Medien, genau wie der Blick auf das große Ganze. Das Wichtigste eines Beraters ist sein Netzwerk. Ich kann noch so toll sein im Verständnis für Spieler, wenn ich die Hälfte der Vereine nicht kenne oder keinen Zugang zu diesen habe. Damit verwehre ich einem Spieler schon einmal zur Hälfte den Zugang zu den Vereinen. Um ein Netzwerk aufzubauen, braucht es Zeit und Geduld. Außerdem muss ich verstehen, dass ich nicht komplett gegen die Interessen der Vereine arbeiten kann, weil die Vereine meine Partner sind. Wenn ich Neymar oder Zlatan Ibrahimovic unter Vertrag habe, kann ich es mir erlauben, Fronten aufzubauen. Aber bei einem normalen Spieler muss und will ich mit den Vereinen zusammenarbeiten. Das geht gar nicht anders.

 

6. Welches war der skurrilste Fall in Ihrem Leben als Berater?

Der skurrilste Fall entspricht eigentlich genau dem vorigen Beispiel. Ein Vater, der früher selbst als Profi gespielt hat, war der Meinung, er könne das Geschäft besser als ich. Deshalb habe ich ihn, entgegen meiner eigentlichen Vorgehensweise, auf sein Drängen hin zu Vertragsverhandlungen mitgenommen. Allerdings hatte ich den Manager des Vereins vorgewarnt. Dieses Treffen ist so eskaliert, dass es fast zu Handgreiflichkeiten gekommen wäre und der Spieler dann tatsächlich einen deutlich schlechteren Vertrag bekommen hat, als er eigentlich hätte bekommen sollen. Es handelte sich um einen Spieler, der in der ersten Mannschaft eines Bundesligisten trainierte, aber noch in der zweiten Mannschaft spielen sollte. Nun spielt er in der zweiten Liga. Es ist hypothetisch, aber wenn er bei diesem Verein und in einem besseren Umfeld geblieben wäre, hätte er vielleicht bessere Karrierechancen gehabt. Dieses Beispiel ist für mich ein Abschreckendes dafür, dass man Eltern, wenn sie sehr emotional sind, auf keinen Fall in die Nähe des Verhandlungstisches kommen lassen sollte.

 

7. Warum wird die Branche der Spielerberater von den meisten Menschen als unseriös betrachtet?

Ein wichtiger Punkt ist, dass unser Beruf sehr intransparent zu sein scheint, weil niemand eigentlich wirklich weiß, was wir täglich tun. Zum Zweiten sieht man in der Presse und in der Öffentlichkeit, dass enorm viel Geld und Umsätze generiert werden; man sieht jedoch nicht die Drittliga- oder Zweitliga-Verhandlungen, bei denen man als Spielerberater mittlerweile fast draufzahlt. Man sieht nicht, wie sehr und wie lange man mit Jugendlichen arbeiten muss, ohne dass nur ein einziger Cent fließt und vor allem, wie viel man dafür investieren muss. Man sieht praktisch nur die großen Geldsummen und die schüren auch Neid und Unverständnis. Dementsprechend sind die Fans schlichtweg enttäuscht, wenn der Spieler XY den Verein wechselt und sie behaupten, dass der Spieler sie verraten habe bzw. verlässt. Die Fans sehen nicht den Karriereweg des Spielers, sondern sie sehen nur ihren Klub. Ihr Spieler hingegen sei eben vom bösen Berater ferngesteuert worden. Dies ist die einfachste Sicht auf die Dinge, aber so ist es natürlich nicht.

 

 

Ihr Tipp für Spieler, die einen Berater suchen?

Die Spieler sollten im Vorfeld genau klären, was ihnen versprochen wird. Ist das realistisch? Und sie müssen klären, welchen Platz sie in der Agentur einnehmen. Es gibt für viele Agenturen eine bestimmte Art von Spielern, wo es dann auch ziemlich gut passt. Es gibt aber auch Agenturen, bei denen es eben nicht so gut passt. Dann muss ich mich als Spieler fragen, wie ich mich sehe, wie ich repräsentiert werde und ob diese Agentur und deren Repräsentation zu mir passt. Das ist eigentlich der entscheidende Punkt und deshalb gilt: Augen auf bei der Beraterwahl.

 

Hier geht es zum Spielerberater-Profil der Siebert & Backs Fussballmanagement GmbH:

 

7+1 Fragen und Antworten mit Stojan Maric

7+1 Fragen und Antworten mit Stojan Maric

7+1 Fragen und Antworten mit dem Gründer der Spielerberater-Plattform myplayeragent.com Stojan Maric 

 

1. Warum haben Sie die Spielerberater-Plattform myplayeragent.com gegründet? 

Wir wollen den Nachwuchs- und Profisportlern helfen, den richtigen Berater für die eigene Karriere zu finden. Ich selbst war zehn Jahre lang Fußballspieler beim VfB Stuttgart und Jugendnationalspieler für Deutschland. Allerdings habe ich den Sprung in den hochbezahlten Profi Fußball nicht geschafft. Ich könnte jetzt sagen es lag daran dass ich einen schlechten Berater hatte, mache ich aber nicht, schließlich stand ich auf dem Fußballplatz und nicht der Berater. Ich bin mir aber sicher, dass mir damals ein professioneller Berater, der auch zu mir passt, mit Sicherheit geholfen hätte doch noch weiter nach oben zu kommen.

 

2. Was war genau passiert?

Damals spielte ich beim VfB Stuttgart in der zweiten Mannschaft, bei den Amateuren. Ich war 18 Jahre alt. Ich hatte zwei Möglichkeiten entweder ich kämpfe mich durch und versuche einen Stammplatz zu bekommen oder ich suche eine weitere Option und Wechsel den Club. Ich habe mich für die zweite Option entschieden und wurde in die Regionalliga, Damals die dritte Liga in Deutschland, zum TSF Ditzingen verliehen. Heute weiß ich es war die falsche Entscheidung. Mein damaliger Spielerberater sah natürlich nur die Option seine Provision einzustreichen, also machte ich einen Vertrag bei einem ambitionierten Absteiger in die Oberliga. Heute weiß ich es war ein Fehler.

 

3. Welche Rolle spielt der Spielerberater?

Durch meinen jugendlichen Leichtsinn habe ich nicht zukunftsorientiert gedacht und habe nur die Option für den kurzfristigen und schnellen Erfolg gesehen. Wenn ich heute der Spielerberater von mir damals gewesen wäre, hätte ich mich zuerst mit dem Spiel zusammengesetzt und die Optionen für die Zukunft geplant. Für mich muss heute ein Spielerberater nicht nur kurzfristig sondern auf lange Sicht planen und den Charakter des Spielers einschätzen und zusammen mit ihm Entscheidungen treffen, oder den Spieler in die richtige Richtung lenken.

 

4. Welche Aufgaben hat ein Spielerberater?

Natürlich muss im Endeffekt ein Spieler selbst entscheiden. Aber heutzutage läuft alles schneller ab, man wird sehr durch die Medien und die Social Media Welt beeinflusst. Da ist es wichtig dass eine neutrale Person, damit meine ich den Spielerberater, das große Ganze sieht und den Menschen hinter dem Fußballer sieht. Natürlich weiß ich, dass ein Spielerberater nur durch Provisionen und Transfers Geld verdient aber auf lange Sicht zahlt sich die Qualität aus und er wird dadurch den einen oder anderen Euro mehr verdienen, wenn er die Qualität seiner Arbeit hoch hält.

 

5. Wie genau kann myplayeragent.com Sportlern helfen?

Leider werden die Spielerberater in den Medien, aufgrund einiger schwarzer Schafe, als sehr geldgierig dargestellt. Somit fällt es den Spielern schwer einen seriösen Spielerberater zu finden. Auf myplayeragent.com können Spielerberater bewertet werden. Jede einzelne Bewertung wird durch uns geprüft und freigegeben, somit kann man sicher sein das keiner bevorteilt oder benachteiligt wird. 

 

6. Wie genau kann myplayeragent.com dem Berater helfen?

Unsere Plattform kann auch als Spielerberater-Suchmaschine gesehen werden. Mit unserer virtuellen Karte kann man genau sehen wo ein Spielerberater seinen Standort hat. Der Spielerberater kann sich auf einfachste Weise bei uns anmelden und Informationen über sich preisgeben. Wir bündeln alle Spielerberater verschiedenster Sportarten auf einer Plattform. Uns ist es wichtig das Spieler, Eltern der Spieler und Spielerberater auf einfachste Weise zusammenfinden können.

 

7. Welches Ziel verfolgt myplayeragent.com?

Wir möchten die ganze Thematik Spielerberater transparenter und seriöser machen. Wir möchten allen Spielerberatern, die einen super Job machen, helfen. Es gibt sehr viel mehr seriöse Spielerberater als schwarze Schafe.

Mehr Interviews: https://myplayeragent.com/category/interview/