Interview mit Spielerberater Stefan Backs, Geschäftsführer der Siebert & Backs Fußballmanagement GmbH und Berater von u.a. Alexander Nübel vom FC Schalke 04

 

1. Wie sind Sie Spielerberater geworden?

Als Kind hatte ich einen Lebenstraum: Ich wollte dafür bezahlt werden, dass ich den ganzen Tag Fußball schaue. Mich hat diese Sportart von klein auf fasziniert. Natürlich habe ich auch selber Fußball gespielt, allerdings fernab jeglicher Profiambitionen. Mein Vater hingegen war ein recht guter Fußballer und als er mich einmal mit ins Stadion genommen hat, ist dieser Lebenstraum gereift: Ich möchte einen Beruf erlernen, bei dem ich dafür bezahlt werde, dass ich mir Fußballspiele anschaue. Mein Wunsch war es dann, dass ich Sportjournalist werde und so studierte ich Sport und Publizistik und wurde tatsächlich Sportjournalist. Zum Ende meiner journalistischen Tätigkeit, die mittlerweile sehr viel Routine beinhaltete, kam ich in Kontakt mit der Spielerberateragentur Rogon. Die Agentur hatte die Idee, ihre Spieler medial zu schulen und waren damit Vorreiter der Branche. Nachdem wir uns kennengelernt hatten, habe ich diesen Job übernommen und bin in diese Branche reingerutscht.

 

2. Was ist das größte Problem für Spielerberater? Ist die Abschaffung der FIFA-Lizenz problematisch, da jetzt jeder Mensch Spielerberater werden kann?

Für mich ist das bedeutungslos. Es konnte ja auch schon vorher jeder Mensch Spielerberater werden. Man musste 500 Euro hinterlegen und die FIFA-Lizenz-Prüfung ablegen. Die FIFA-Statuten auswendig zu lernen, sagt nichts über die Qualität des Beraters aus. Im Zweifel benötigt man trotzdem einen Rechtsanwalt, um Rechtsfragen zu klären, auch verbandstechnische Rechtsfragen, wenn diese kompliziert sind. Im Grunde ist ja jeder Beruf frei zugänglich. Der Beruf als Spielerberater ist so vielschichtig, dass diese Prüfung nur einen Mini-Bruchteil davon ausmacht. Im Zweifel kann ich das auch in den FIFA-Statuten nachlesen, wenn ich Fragen habe. Letztlich setzt sich doch immer derjenige durch, der am besten für diesen Job geeignet ist. Deswegen sehe ich das eher unproblematisch. Ich schwimme ein wenig gegen den Strom.

 

3. Welche großen Fehler machen die meisten Spieler heutzutage?

Der größte Fehler ist die Ungeduld, sowohl bei den Spielern, als auch im großen Maße bei den Eltern. Viele deutsche Spieler verlieren die Geduld, wenn Sie nicht sofort in der U17 Stammspieler sind oder weiter gefördert werden. Dann werfen sie die Flinte ins Korn oder drängen auf einen Vereinswechsel. Mit anderen Worten: Sie sind nicht mehr dazu bereit, Widerstände zu überwinden und Geduld aufzubringen. Man sieht das ganz gut an Marius Bülter, der erst kürzlich für Union Berlin zwei Tore gegen Borussia Dortmund geschossen hat. Wenn man sich dessen Karriereverlauf anschaut, dann ist er von der U19 in Münster nicht übernommen worden, weil man ihm das nicht zugetraut hat. Er ist beim Probetraining in Osnabrück abgelehnt worden, ist dann in die Regionalliga gewechselt, hat an sich gearbeitet und dann doch den Weg nach oben geschafft. Und wir haben in unserer Agentur einige Spieler betreut, die diesen Weg gegangen sind. Zum Beispiel Marco Höger, der in Leverkusen aussortiert wurde und über die 5. Liga dann zu Schalke kam. Oder Jens Hegeler, der in Köln keine Zukunft hatte, weil es für die Amateure nicht gereicht hat, der dann aber später 150 Bundesligaspiele und auch in der Championship, der zweiten englischen Liga, gespielt hat. Also es ist die Ungeduld und der fehlende Wille, Widerstände zu überwinden. Ganz konkret gesagt stellt sich die Frage: Wenn ich bei der U17 bei Schalke aussortiert werde, wie soll ich dann später als Profifußballer mit Widerständen umgehen, die noch viel größer werden? Es gibt eben nicht nur einen Weg, sondern viele und ich muss an mir arbeiten. Wenn ich allerdingst nicht bereit dazu bin und immer weglaufe, dann schaffe ich es nicht.

Stefan Backs mit Hansi Felder

Stefan Backs mit Hansi Felder

4. Wie hat sich der Aufgabenbereich für Spielerberater in den letzten 3 bis 5 Jahren verändert? Stichwort: Social Media, Privatsponsoring

Das ist eine vielschichtige Frage. Also grundsätzlich hat er sich dadurch verändert, dass das Medienaufkommen enorm gewachsen ist und der mediale Aspekt gerade für junge Spieler, wenn sie denn schon Profis sind, eine große Rolle spielt. Dies kann sie auch belasten, Stichwort „Druck“. Er hat sich aber auch dahingehend verändert, dass in den letzten Jahren die deutschen Vereine wieder vermehrt auf ausländische Talente setzen und der Weg für die deutschen Spieler, selbst in die zweite Liga, wieder schwieriger geworden ist. Und da sind wir wieder beim Punkt: Widerstände überwinden. Woran liegt das? Liegt das daran, dass Talente aus Frankreich oder England mehr Biss haben oder besser ausgebildet sind? Das heißt, es ist für deutsche Talente schwieriger geworden und es fehlt bei vielen die Mentalität, sich durchzubeißen. Social Media im Speziellen verstellt ferner den Blick auf die Realität. Die meisten Spieler fühlen sich, wenn sie viele Follower haben, schon als Top-Mann, aber das Grundlegende ist, was man auf dem Platz leistet. Dies vergessen manche einfach. Profifußballer werden für das beurteilt, was sie Woche für Woche auf dem Feld vor hunderttausenden Menschen leisten, unter anderem Experten. Social Media baut eine Kluft zwischen der Realität der Fans und der Realität der Profis auf. Dies ist ein sensibles Feld und man muss als Profi eben wissen, dass es eine Scheinwelt ist. Nicht mehr und nicht weniger. Sowohl die Profiwelt als auch die Social Media-Welt. Ich behaupte sogar: Social Media bringt den Profis überhaupt nichts, es sei denn, sie sind in extremen Krisensituationen, in der eine gezielte Außendarstellung sie wieder ins rechte Licht rückt. Ansonsten bringt es gar nichts. Es ist ein schöner Schein und gut fürs Ego, wenn überhaupt.

 

5. Welchen Tipp geben Sie jedem, der heutzutage Spielerberater werden möchte?

Das ist heutzutage schwerer als zu meiner Zeit, weil es mittlerweile so große und gut strukturierte Firmen gibt, dass es enorm schwer ist, sich selbst zu positionieren. Also mein Tipp wäre, sich bei einer großen Agentur anstellen zu lassen und zu lernen. Bei einer Agentur ist das Risiko aber immer, dass sich Personen dann selbständig machen und auch Spieler mitnehmen. Man muss früh Kontakte aufbauen, man muss früh ein Verständnis für die Mechanismen des Fußballs bekommen und man muss auch sehr früh ein Gespür dafür entwickeln, was Spieler wirklich brauchen. Wenn jedoch die Antriebsfeder nur das Geld ist, dann wird es nicht funktionieren. Und noch was zum Thema Familienmitglieder: Erst einmal sind Familienmitglieder zu emotional, sie sehen ihre Kinder nicht realistisch und ihnen fehlen natürlich die Kontakte zu den Vereinen und Medien, genau wie der Blick auf das große Ganze. Das Wichtigste eines Beraters ist sein Netzwerk. Ich kann noch so toll sein im Verständnis für Spieler, wenn ich die Hälfte der Vereine nicht kenne oder keinen Zugang zu diesen habe. Damit verwehre ich einem Spieler schon einmal zur Hälfte den Zugang zu den Vereinen. Um ein Netzwerk aufzubauen, braucht es Zeit und Geduld. Außerdem muss ich verstehen, dass ich nicht komplett gegen die Interessen der Vereine arbeiten kann, weil die Vereine meine Partner sind. Wenn ich Neymar oder Zlatan Ibrahimovic unter Vertrag habe, kann ich es mir erlauben, Fronten aufzubauen. Aber bei einem normalen Spieler muss und will ich mit den Vereinen zusammenarbeiten. Das geht gar nicht anders.

 

6. Welches war der skurrilste Fall in Ihrem Leben als Berater?

Der skurrilste Fall entspricht eigentlich genau dem vorigen Beispiel. Ein Vater, der früher selbst als Profi gespielt hat, war der Meinung, er könne das Geschäft besser als ich. Deshalb habe ich ihn, entgegen meiner eigentlichen Vorgehensweise, auf sein Drängen hin zu Vertragsverhandlungen mitgenommen. Allerdings hatte ich den Manager des Vereins vorgewarnt. Dieses Treffen ist so eskaliert, dass es fast zu Handgreiflichkeiten gekommen wäre und der Spieler dann tatsächlich einen deutlich schlechteren Vertrag bekommen hat, als er eigentlich hätte bekommen sollen. Es handelte sich um einen Spieler, der in der ersten Mannschaft eines Bundesligisten trainierte, aber noch in der zweiten Mannschaft spielen sollte. Nun spielt er in der zweiten Liga. Es ist hypothetisch, aber wenn er bei diesem Verein und in einem besseren Umfeld geblieben wäre, hätte er vielleicht bessere Karrierechancen gehabt. Dieses Beispiel ist für mich ein Abschreckendes dafür, dass man Eltern, wenn sie sehr emotional sind, auf keinen Fall in die Nähe des Verhandlungstisches kommen lassen sollte.

 

7. Warum wird die Branche der Spielerberater von den meisten Menschen als unseriös betrachtet?

Ein wichtiger Punkt ist, dass unser Beruf sehr intransparent zu sein scheint, weil niemand eigentlich wirklich weiß, was wir täglich tun. Zum Zweiten sieht man in der Presse und in der Öffentlichkeit, dass enorm viel Geld und Umsätze generiert werden; man sieht jedoch nicht die Drittliga- oder Zweitliga-Verhandlungen, bei denen man als Spielerberater mittlerweile fast draufzahlt. Man sieht nicht, wie sehr und wie lange man mit Jugendlichen arbeiten muss, ohne dass nur ein einziger Cent fließt und vor allem, wie viel man dafür investieren muss. Man sieht praktisch nur die großen Geldsummen und die schüren auch Neid und Unverständnis. Dementsprechend sind die Fans schlichtweg enttäuscht, wenn der Spieler XY den Verein wechselt und sie behaupten, dass der Spieler sie verraten habe bzw. verlässt. Die Fans sehen nicht den Karriereweg des Spielers, sondern sie sehen nur ihren Klub. Ihr Spieler hingegen sei eben vom bösen Berater ferngesteuert worden. Dies ist die einfachste Sicht auf die Dinge, aber so ist es natürlich nicht.

 

 

Ihr Tipp für Spieler, die einen Berater suchen?

Die Spieler sollten im Vorfeld genau klären, was ihnen versprochen wird. Ist das realistisch? Und sie müssen klären, welchen Platz sie in der Agentur einnehmen. Es gibt für viele Agenturen eine bestimmte Art von Spielern, wo es dann auch ziemlich gut passt. Es gibt aber auch Agenturen, bei denen es eben nicht so gut passt. Dann muss ich mich als Spieler fragen, wie ich mich sehe, wie ich repräsentiert werde und ob diese Agentur und deren Repräsentation zu mir passt. Das ist eigentlich der entscheidende Punkt und deshalb gilt: Augen auf bei der Beraterwahl.

 

Hier geht es zum Spielerberater-Profil der Siebert & Backs Fussballmanagement GmbH: